Kammerchor Stuttgart
Frieder Bernius
Pasticcio Missale – mit dem Messtext durch Jahrhunderte der Vokalmusik
17.00 Uhr
Konzert
16.15 Uhr
Einführung
Ort:
St.Mangen
Anschliessend sind sie herzlich zum Apéro im Kirchgemeindehaus eingeladen
Seit dem frühen 18. Jahrhundert findet der Begriff „Pasticcio“ – ursprünglich italienisch für „Durcheinander“- im Zusammenhang mit Musik Verwendung, ohne dabei negativ belegt zu sein, wie die wörtliche Übersetzung vermuten lässt: Gemeint ist die Neu-Gruppierung von kleinen musikalischen Einheiten (z. B. Arien, Chorsätze), die dafür aus einem ursprünglichen grösseren Werkzusammenhang, z.B. einer Oper oder einem Oratorium, entliehen und in neuer Kombination wiederverwendet werden.
Frieder Bernius hat sich für das Pasticcio, welches er für seinen Auftritt mit dem Kammerchor Stuttgart bei AMSG kreiert hat, das Ordinarium Missae als grössere Form ausgesucht. Ihre Einzelteile Kyrie, Gloria, Credo etc. stammen in seinem Pasticcio nicht wie gewöhnlich aus der Hand eines Komponisten, sondern wurden von ganz verschiedenen Meistern geschaffen. Das Besondere: Sie entstanden nicht einmal im selben Jahrhundert, sondern umspannen einen Zeitraum von mehr als 300 Jahren.
Von Orazio Benevoli (1605-1672) stammt das 16-stimmige „Gloria“, von Graham Lack (geb. 1954) das „Sanctus“ dieser speziellen Messe. Hinzu kommen ein „Kyrie“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), eine „Credo“ von Joseph Gabriel Reinberger (1839-1901) sowie das berühmte „Agnus Dei“ von Samuel Barber (1910-1981).
Wie ist sichergestellt, dass ein solch weit gefasstes Pasticcio wirklich zum „Durcheinander“ gerät? Verbindendes Element aller zu hörenden Einzel-Sätze ist die Tradition des vielstimmigen, polyphonen, meist mehrchörig angelegten Chorsatzes, die in der Spätrenaissance eine erste Hochblüte erlebte und Komponisten bis in unsere Gegenwart inspiriert.
Der Kammerchor Stuttgart, 1968 gegründet von Frieder Bernius, steht mit seiner jahrzehntelangen Tradition für ein seinerzeit neuartiges Niveau professionell besetzter Chorkultur. Bernius selbst hat sein diesbezügliches Wirken vom romantischen Repertoire ausgehend sowohl in die davorliegenden Epochen als auch in die Moderne ausgeweitet. Insofern steht dieses Pasticcio auch für die bemerkenswerte stilistische Breite, die Bernius mit seinem Ensemble seit langem höchst erfolgreich abdeckt.