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Sonntag, 25. Februar


Sebastian Bausch


«(K)ein dunkles Zeitalter der Orgelmusik!?» – Deutsche Orgelmusik zwischen Bach und Mendelssohn

17.00 Uhr
Konzert

16:15 Uhr
Einführung

Ort: St.Mangen



Die Epoche Haydns, Mozarts und Beethovens ist seit dem 19. Jahrhundert der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Musikgeschichtsschreibung. Sie erhielt folgerichtig den Namen «Klassik». Und es ist einer der merkwürdigen Widersprüche der Musikgeschichte, dass gerade diese so prägende Epoche scheinbar keinen signifikanten Beitrag zum Kanon der Orgelliteratur beigesteuert hat. Vielmehr hält sich beständig das Narrativ, dass mit der Verlagerung des deutschsprachigen Musikzentrums von Nord- und Mitteldeutschland nach Wien die Orgel in einen Dornröschenschlaf gefallen wäre – und mit ihr auch gleich das musikalische Werk ihres grössten Meisters: Johann Sebastian Bach. Erst Mendelssohn habe das Werk Bachs dem Vergessen entrissen und die Orgel zu neuer Blüte geführt… Wie alle Legenden ist auch diese keineswegs frei erfunden – aber sie stellt eben auch nur einen Teil der Wahrheit dar.

Der Kurs am Samstag und das Konzert am Sonntag sollen zeigen, dass es gute Gründe gibt, die Orgelliteratur zwischen Bach und Mendelssohn kennenzulernen. Dabei soll der Blick dafür geschärft werden, dass es bei allen stilistischen und ästhetischen Brüchen in der Zeit zwischen 1750 und 1830 durchaus auch Kontinuitäten in der Bach-Überlieferung gab, die insbesondere für die Aufführungspraxis von Interesse sind. Wie viel «Bach‘sche» Aufführungspraxis selbst für Mendelssohns Orgelmusik noch angemessen wäre, ist eine spannende Frage, die durch die Beschäftigung mit der Musik «dazwischen» ausgelotet werden kann.

Der Kurs soll aber nicht ausser Acht lassen, dass die Musik des späten 18. Jahrhundert in ihrer Entwicklung auch massgeblich durch die Beschäftigung mit einem neuen «Bruder» der Orgel geprägt wurde: dem neu erfundenen Hammerflügel. Den Teilnehmenden soll die Möglichkeit geboten werden, an einem Hammerflügel von Anton Walter, wie ihn auch Mozart besass, selbst zu erfahren, welche neuen Möglichkeiten des musikalischen Ausdrucks dieses Instrument gegenüber Orgel und Cembalo bot – und wie manche am Hammerflügel gewonnenen Klangvorstellungen sich für die Musik späterer Generationen auch wieder auf die Orgel übertragen lassen.